Märchenwerkstatt im LeseLust LOKAL

Geschichten werden gelesen, vorgelesen, gehört, gesehen und erzählt. Die meisten Geschichten schreiben Erwachsene. Was passiert wohl, wenn wir die Kinder erzählen lassen? Um das herauszufinden, hat unsere Praktikantin Sina Köhler, sie studiert im 5. Semester Kultur- und Medienpädagogik an der Hochschule Merseburg (Bachelor) eine ‚Märchenwerkstatt‘ geöffnet. Anfang Dezember hießen wir dazu 9 Kinder aus der integrativen Kindertagesstätte ‚BG 17‘ im LeseLust LOKAL willkommen, um mit den Kindern gemeinsam ein eigenes Märchen zu erfinden.

Mit Hilfe des mitgebrachten ‚Werkzeugkoffers‘ konnten die Kinder ins Erzählen und Erfinden kommen. In dem Koffer befinden sich verschiedene Gegenstände, die die Kinder nacheinander herausziehen, beispielsweise eine Landkarte, eine Muschel oder Watte. Diese Gegenstände sollen dann den Verlauf des Märchens beeinflussen und die Kinder auf neue Ideen bringen. Die Geschichte konnte sich in alle Richtungen entwickeln und musste keinen Sinn ergeben. Der Fokus der Märchenwerkstatt liegt darauf, dass die Kinder ins Erzählen kommen und gemeinsam ihre Fantasie benutzen, um etwas zu erschaffen. Die gezogenen Gegenstände mussten auch nicht zwangsläufig das sein, was sie darstellen, sondern können für den Zweck der Geschichte angepasst werden. Beispielsweise könnte die Watte ein weiches Bett oder eine Wolke am Himmel sein.

Das Workshop-Konzept ist inspiriert von der „Ja, und…“-Methode. Sie beruht auf der Regel, dass jedem vorangegangenen Vorschlag mit „Ja, und…“ geantwortet wird. Wenn die Methode bewusst angeleitet wird, beginnt sie so, dass sich die Gruppe vorstellt am Bahnhof zu stehen. Jetzt muss sie sich entscheiden, wie es weitergeht, wohin es gehen soll. Die einzige Regel: man muss auf den Vorschlag der anderen Person mit „Ja, und…“ antworten. Die anleitende Person beendet das Gedankenspiel zu gegebener Zeit. Danach wird das Ganze wiederholt bloß statt der bejahenden Antwort wird nun mit „Nein, aber…“ gearbeitet. Die Gruppe wird feststellen, dass bei ersterem Durchlauf sie sehr viel weitergekommen, den Bahnhof verlassen, in ferne Länder gereist sind, und mit der zweiten Methode kaum sich vom Fleck bewegt haben. Fazit soll sein, dass man in Gruppenarbeiten die Ideen anderer unterstützen und erweitern, sowie eine offene Einstellung gegenüber der anderen Person beibehalten soll, um als Gruppe zu wachsen und ein zufriedenstellendes Ergebnis zu erlangen. Diese Methode ist nicht 1-zu-1 auf die Märchenwerkstatt übertragbar, aber das Aneinanderanknüpfen ist auch ein sehr wichtiges Element, um die Geschichte weiterzuspinnen.

Genauso wie geplant, dass jedes Kind der Reihe nach eigenständig den nächsten Aspekt des Märchens weitererzählt, ist es nicht gelaufen. Es passierte aber etwas sehr schönes, denn die Entscheidungen wie die Geschichte weitergeht und welche Rolle der gezogene Gegenstand darin spielt, wurden in der Gruppe besprochen und gemeinsam gefällt. Das Märchen, das die Kinder erfunden haben, startete auf einem Spielplatz und mithilfe eines Frosches, einer Landkarte, einem Esel, einer Schleife und eines Schatzes ist die Hauptfigur Frieda fast, aber nur fast, an der Burg bei der Königsfamilie angekommen.

Trotz des nur fast vollendeten Abenteuers hatten die Kinder Spaß und vielleicht wird im nächsten Jahr die Märchenwerkstatt ein weiteres Mal geöffnet, um weitere Geschichten zu schaffen.

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