Zum Buch:
Der österreichische Prosaschriftsteller Franzobel, hat mit Phantastasia ein einfallsreiches Stück Kinderliteratur geschaffen. Es erzählt die Geschichte von Hannibal, der kürzlich seine Eltern verloren hat. Er trifft die drei Dackel Sitz, Platz und Fass und begibt sich mit ihnen auf ein Abenteuer im Reich der Phantasie, dabei fasst er neuen (Lebens-)Mut, wird ein kleines bisschen erwachsen und findet gleichzeitig gute Freunde. Die Dackel heißen eigentlich Wackel, Schnackerl und Marie Therese von Wurmbrand-Stupsnas-Hohensinn. Letztere von edler Abstammung, Wackel ein Hund der Tat und Schnackerl ein Künstler, der sich selbst für sein einziges und herausragendstes Kunstwerk hält (und bei Nervosität zu Wortspielen neigt). Diese vier ziehen gemeinsam los, um die Königin von Phantastasia zu finden, die Hannibal von seiner Traurigkeit befreien soll. Um dorthin zu gelangen müssen sie jedoch ein Rätsel lösen. Dazu geht es ins Tal der Langeweile, zum Turm des Wissens, ins Fernsehparadies, in die Disco B3 und an weitere abenteuerliche Plätze. Manchmal sind sie kurz davor aufzugeben, weil ihnen nichts mehr einfällt oder sie durch ihre Verfolger, die ihnen stets dicht auf den Fersen sind, voneinander getrennt werden. Zuletzt scheint das Unternehmen noch daran zu scheitern, dass Hannibal ein Mädchen mit Sommersprossen küssen soll, aber keines der Mädchen ihn küssen möchte. Und das, wo er küssen doch selbst so eklig findet! Und zum Schluss war das Ganze dann doch „das reinste Rinderspiel!“
Franzobel gelingt es neben dem phantasievollen Kampf gegen die Traurigkeit auch das vorpubertäre Stadium sehr leicht und beiläufig zu beschreiben: Als eine Phase der Unsicherheit, in der man sich philosophische Fragen stellt, wie die nach dem Wert der Wahrheit, in der Hannibal auch erste (schlechte) Erfahrungen mit Alkohol macht und der erste Kuss sich anfühlt „wie wenn man warmen Kuchen isst, wie wenn man fest umarmt wird oder an einem heißen Sommertag ins kühle Wasser springt“.
Zum Vorlesen:
Die Kapitel behandeln verschiedene Themen teilweise sehr eigenständig und eignen sich damit auch zur gesonderten Lektüre. Im Turm der Wahrheit wird diese beispielsweise als gefährliches Gut vorgestellt, das versteckt und verschwiegen werden muss. Wissenschaftler und deren Erkenntnisse werden in der Psychiatrie gefangen gehalten. Hier könnte man ein Gespräch über Wahrheit und ihren Nutzen für die Gesellschaft anknüpfen.
Bibliografische Angaben:
Zielgruppe: ab 10 Jahre
Genre: Erzählung
Umfang: 125 Seiten
Verlag: Ueberreuter, Wien, 2010
Themen: Mut, Traurigkeit, Rätsel, Initiation, Gesellschaft, Freundschaft, Phantasie
Redakteurin: Antonia Keller (literaturteam@leselustleipzig.de)