Agnès de Lestrade & Valeria Docampo:
Der Bär und das Wörterglitzern
Zum Buch:
Der blaue Bär langweilt sich. Alle vier Bärenpfoten von sich gestreckt, versinkt er ganz in der Betrachtung einer kleinen gelben Blume. Ein bisschen Traurigkeit und Antriebslosigkeit sprechen aus seinen Augen. Deswegen nimmt er sich heute bewusst Zeit für alles, was oft zu kurz kommt – er lässt sich treiben, überraschen und erfreuen. Zarte Illustrationen erzählen in loser Abfolge die Geschichte einer inneren Reise. Entspannt in seinem Bett stellt sich der Bär seine Träume als staubleichte Gebilde vor, die sich wie Löwenzahnsamen in alle Himmelsrichtungen pusten lassen – sie „traumschweben“.
Dabei verwandelt er sich mal in einen Eiszapfen, mal durchrieselt er den Sand an einem wimmelnden Meer. Zurück in seinem Zimmer entdeckt er den Zauber des „Schneckentempos“ und die Vielfalt unserer Sprache in Geschichten. Durch die Kraft der Wörter lässt der Bär auch endlich seine Melancholie zu. Zuletzt trifft er auf einen kleinen geflügelten Freund und stellt fest, dass Langeweile und Traurigkeit ebenso ihren Platz im Leben brauchen. Aus ihnen entwickeln sich die Kraft und Freude für Tätigkeit.
Zum Vorlesen:
Die Handhabung dieses tiefgründigen Werkes ist vom Alter der Zielgruppe abhängig.
Mit Kindergartenkindern bietet sich vor allem an, über die großflächigen Illustrationen zu sprechen. Der monochrome Untergrund harmoniert mit den Komplimentärkontrasten von blauem Bär und diversen gelben Elementen (Gießkanne, Bücher, Regenschirm etc. lassen sich vielleicht mitbringen). Wie wirkt der Bär aufgrund dieser Darstellung? Langeweile und Traurigkeit sind Begriffe, die miteinander erklärt werden können. Daraus lässt sich ein Gespräch entwickeln, wie die Kinder diese Gefühle wahrnehmen und was sie währenddessen oder auch dagegen tun. Die Kinder können gern Räkeln und Fläzen, ähnlich des Bären.
Die „Verwandlung“ in einen still-starren Eiszapfen eignet sich gut als kleine Bewegungsübung zwischendurch. Auch kann man Sand mitbringen oder, falls vorhanden, einen Sandkasten nutzen, damit die Kinder etwas durch die Finger rieseln lassen können.
Für Grundschulkindern ist eine Beschäftigung mit der besonderen Lyrik des Werkes angebracht. Bestimmte Wörter sind hervorgehoben, um den Stellenwert der Sprache – des „Wörterglitzerns“ – für die emotionale Reise des Bären zu unterstreichen. Für das „traumschweben“ etwa kann man die Kinder auffordern, aus einem ihrer Träume oder Wünsche gedanklich einen luftig-leichten Ball zu formen, mit diesem zu jonglieren und diesen dann durch Pusten auf die Reise zu schicken. Hierfür eignen sich auch Seifenblasen wunderbar. Gerade die vielen Wortschöpfungen laden dazu ein, über deren Sinn zu spekulieren und eigene Kreationen zu bilden.
Zum Schluss lässt sich – unabhängig vom Alter – fragen, in was die Kinder nun gern „randspringen“ möchten, d. h. auf welche Aktivität sie nach dieser Phase der Entspannung Lust haben.
Bibliografische Angaben:
Zielgruppe: von 3-12 Jahren, abhängig von der Art der Entlastung
Genre: Bilderbuch
Umfang: 32 Seiten
Verlag: mixtvision Verlag
Jahr: 2015
Themen: Tiere, Langeweile, Tagträumerei, Fantasie
Redakteurin: Julia Zwätz